Elba 2014: Von orangen Männchen und einer Reise nach Italien

Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen…

Wie wahr!

Unsere Reise beginnt kurz nach 22 Uhr in Arth. Wir wollen diesmal die Gotthardroute nehmen, den Tunnel durchqueren und dann die Leventina hinunterrauschen, in Richtung Italien. Wunderbar. Wir fahren die Axenstrasse entlang in Richtung Göschenen. Auf der ganzen Strecke werden wir immer wieder angehalten von orange gewandeten Aliens, die, gut sichtbar im Scheinwerferlicht des Autos, mit einem roten Leuchtstab in der Luft herum fuchteln und den spärlichen Verkehr aufhalten. Meistens stehen sie vor einem Tunnel, in welchem ein Arbeitertrupp auf Hebebühnen an der Tunnelwand herummacht oder an der Deckenbeleuchtung defekte Lampen ersetzt.

Nun, irgendwann müssen die das ja machen, denke ich. Und dass sie es nicht mitten in der Hochsaison machen, wenn sich die Autoschlangen nach Süden winden, verstehe ich auch. Also lassen wir die kurzen Unterbrüche mit heroischer Gelassenheit über uns ergehen und freuen uns auf die Italianità des Tessins und natürlich auf Italien, dessen Italianità noch ein wenig italienischer ist, als die des Tessins.

Erneut werden wir von einem Leuchtstab schwingenden Männchen am Eingang eines Tunnels aufgehalten. Da lasse ich die – wie ich meine – witzige Bemerkung fallen, dass, wenn das so weiter gehe, wir kurz vor dem Gotthardtunnel wenden und doch noch die San Bernardino-Route nehmen müssten.

Kurz vor Göschenen kommen die ersten Fichen: Gotthardtunnel gesperrt. Und bei der Autobahnausfahrt Göschenen dann das endgültige Verdikt: «Ausfahrt benutzen! Gilt für sämtlichen Verkehr…»

Am Ende der Ausfahrt, vor einem Kreisel, steht wiederum ein oranges Männchen und hält uns auf. Wohin wir denn zu fahren gedächten, will es wissen. Als wir ihm unser Reiseziel nennen, legt es seine Stirn in Falten und zuckt mit den Schultern und meint mit Bedauern in der Stimme, dass es ihm sehr leid tue, aber das sei zur Zeit nicht möglich. Und jetzt sehe ich die grosse Anzeigetafel gegenüber der Ausfahrt. Da ist neben der Bezeichnung «Gotthardpass» eine kleinere, rote Tafel befestigt. «geschlossen fermé closed chiuso» steht drauf. Das orange Männchen meint, als es unsere etwas konsternierten Gesichter sieht, wenn wir nicht zurückfahren wollten, gäbe es ja noch Hotels hier in der Gegend und morgens um fünf sei das Loch wieder offen...

 

Eine Stunde später sind wir auf dem Sattel und schon bald sehen wir den schönen Zürichsee. Nach weiteren zwanzig Minuten ignorieren wir die Ausfahrt Niederurnen und sausen in Richtung Bündnerland. Um 2 Uhr nachts fahren wir in den San Bernardino-Tunnel. Diesmal ohne oranges Männchen, das uns mit seinem roten Leuchtstab aufhält und uns die Reise nach Italien vermiest.