Elba 2014: "Hornissen" auf Motorrädern

Kurz vor dem Auslaufen einer Fähre, beginnt das dumpfe Grummeln der Dieselmotoren. Die Schrauben lassen das Wasser am Heck brodeln. Das Schiff hängt aber immer noch mit dicken Tauen an den Pollern. Da tauchen wie aus dem Nichts zwei Mötorräder auf. Eines fährt zum Poller beim Bug des Schiffes, das andere hält gerade vor mir. Der Fahrer steigt ab, bockt das Motorrad auf und begibt sich zum Poller. Er wartet kurz, bis die Winde die Spannung des Taus löst, zieht die schwere Schlinge über den Poller und lässt sie ins Wasser klatschen. Das Schiff entfernt sich langsam von der Mole, während die Winden die Taue hochziehen. Die beiden Motorradfahrer setzen sich fast synchron auf ihre Räder und brausen davon.

Die Männer, welche mit ihren Motorrädern zu den Schiffen unterwegs sind, um die Taue zu befestigen oder zu lösen, kommen mir vor, wie ein Schwarm Hornissen, welche sich auf ihr Opfer stürzen, zustechen und dann sofort wieder verschwinden.

Ich staune immer wieder über die unglaubliche Präzision, mit welcher diese Männer ihre Arbeit tun. Sie brausen keine Sekunde zu früh oder zu spät heran. Jeder weiss genau, zu welchem Poller er zu fahren hat. Derjenige, welcher zum entfernteren Bug muss, fährt den andern eine kurze Strecke voraus. So ist gewährleistet, dass alle gleichzeitig beim Schiff ankommen, um das Tau zu befestigen oder zu lösen. Kaum sind sie fertig, brausen sie schon wieder davon.